Fallstricke bei bibliographischen Recherchen

Mit einer bibliographischen Recherche sucht man das Abstract oder den Volltext einer wissenschaftlichen Publikation. Dabei hat man die entsprechende Zitatangabe zumindest teilweise oder sogar vollständig vorliegen (also Autoren, Publikationsjahr, Titel, Name des Journals, Nummer von Volume und Ausgabe und/oder Seitenzahlen).

Es gibt ein paar bekannte Fallstricke bei bibliographischen Recherchen, die ich hier gerne mit Ihnen teilen möchte.

Meine 6 Fallstrick-Vermeider für bibliographische Suchen …

1. Nehmen Sie immer grundsätzlich Tippfehler an

Gehen Sie immer davon aus, dass es Schreib- und Tippfehler gibt. In Ihrer Notiz mit den Zitatangaben, oder im Datenbankeintrag der Publikation, oder sogar in der Originalpublikation. Schon eine geringe Abweichung beim Titel beispielsweise (Bindestrich zu wenig, verschlucktes Plural-„s“ am Ende, fehlende Worte, Abkürzungen, alpha/α, etc.pp.) kann Sie bei einer wiederholt scheiternden Suche verzweifeln lassen.

2. Verwenden Sie bei der Suche nie Sonderzeichen

Falls Sie der Publikationstitel, den Sie suchen wollen, irgendwelche Sonderzeichen enthalten sollte, einschließlich Bindestrich, Doppelpunkt, Semikolon, Klammern, griechische Buchstaben und so weiter und so fort,  dann nutzen Sie ausschließlich die Teile des Titel ohne solche und verbinden Sie diese mit dem Bool’schen Operator UND.

Beispiel:
„Oral fingolimod (FTY720) in relapsingremitting multiple sclerosis (RRMS): 2Year αData efficacy results; the phase III FREEDOMS I trial“
sollte im Titelfeld so recherchiert werden
„Oral fingolimod“ AND „multiple sclerosis“ AND „efficacy results“ AND „the phase III FREEDOMS I trial“

Es gibt allerdings auch Literaturdatenbanken, die mit Klammern, Bindestrich und Co. ganz gut umgehen können, wenn man sie phrasiert.

Beispiel:
„Oral fingolimod (FTY720) in relapsingremitting multiple sclerosis (RRMS)

Übrigens. Nicht-lateinische Buchstaben (z.B. griechische) werden in Literaturdatenbanken in der Regel auf das entsprechende lateinische Zeichen gesetzt (α -> a) oder ausgeschrieben (α -> alpha). Ähnliches gilt für nationalsprachliche Sonderzeichen, wie beispielsweise die französischen accents (à, á, â), die in Literaturdatenbanken ggfls. auf „a“ gesetzt sein können.

3. Trauen Sie Publikationstiteln nicht

Auch wenn der Titel einer Publikation der schnellste Weg sein kann, die zugehörige Referenz zu finden, zweifeln Sie ihn grundsätzlich an. Falls Sie nichts mit dem Ihnen vorliegenden Publikationstitel finden sollten, heißt das noch lange nicht, dass es die Publikation nicht gibt. Beim Übertragen schleichen sich oft Fehler ein, oder die Ihre Quelle kann schlicht falsch gewesen sein.

Auch unterschiedliche Schreibweisen für griechische Buchstaben, Zahlen (3, III, drei), Sonderzeichen oder Abkürzungen sowie unterschiedlich gesetzte Leerzeichen sind potenzielle Variationen bzw. Fehlerquellen.

Falls Sie für die Suche nicht auf den Titel verzichten können, dann ist eine Lösung, nicht den gesamten Titel zu verwenden, sondern nur ein Teilstück, welches zuverlässiger (da weniger Variationsmöglichkeiten) erscheint.

Beispiele:
„Oral fingolimod (FTY720) in relapsingremitting multiple sclerosis (RRMS): 2-Year αData efficacy results; the phase III FREEDOMS I trial“
könnte im Titelfeld so recherchiert werden
„Oral fingolimod (FTY720) in relapsingremitting multiple sclerosis

4. Suchen Sie ausschliesslich Nachnamen von Autoren

Für einen wissenschaftlichen Autor mit dem imaginären Namen „Jean-Paul Sartre“ beispielsweise würde man in verschiedenen Literaturdatenbanken unterschiedlichen Schreibweisen finden:

  • Sartre Jean-Paul
  • Sartre Jean Paul
  • Sartre, Jean-Paul
  • Sartre; Jean-Paul
  • Sartre, J-P
  • Sartre, J.-P.
  • Sartre J.-P.
  • Sartre JP
  • Sartre, JP
  • Sartre, Jean
  • Sartre Jean P.
  • Sartre, Jean-P.

Manchmal findet man sogar in derselben Datenbank Variationen des Namens ein- und desselben Autors. Es ist allerdings offensichtlich, dass der Nachname eine zuverlässige und konsistent verwendete Angabe ist.

5. Verwenden Sie nur wenige Angaben für die Suche

Selbst wenn Sie das komplette Zitat wissen, wird in den meisten Fällen eine Suche nur mit dem Nachnamen des Erstautors, dem Publikationsjahr und der ersten Seitenzahl ausreichen. Damit reduzieren Sie das Risiko von unbeabsichtigten, zufälligen kleinen (Tipp-)Fehlern bei der Suche.

Beispiele:

  • Nachname des Erstautors und die erste Seitenzahl (und gegebenenfalls noch das Publikationsjahr) können schon ausreichen
  • Volumenerste Seitenzahl und Publikationsjahr können schon ausreichen
  • Volume, Ausgabe und erste Seitenzahl können schon ausreichen

6. Vermeiden Sie Journalnamen

Suchen Sie nur nach Journalnamen, wenn es keine andere Möglichkeit der Identifizierung gibt.

Aber behalten Sie im Hinterkopf, dass es – ähnlich wie bei den Autorennamen – Variationen des Journalnamens geben kann. Beispielsweise, „Proceedings of the National Association of Science“, „Proc Nat Assoc Sci“, und „PNAS“. Verwenden Sie lieber klarere Suchparameter, wie Volumen, Ausgabe oder Seitennummern.

So, und nun viel Erfolg

… mit Ihrer nächsten Recherche! Wenn Sie diese 6 einfachen Grundregeln berücksichtigen, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Oder …

  • Haben Ihnen diese Tipps nicht geholfen?
  • Haben Sie selber den ein oder anderen alternativen  Trick auf Lager?

Dann teilen Sie Ihre Erfahrung doch mit uns, und schreiben Sie einen kleinen Kommentar …
 
 
First publication by VELTENSicht blog

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