Kennen Sie diese Situation? Es gibt Manager, die eine Abteilung neu übernehmen und in ihrer ersten Ansprache gleich klarstellen, dass sie fachlich-inhaltlich von dem speziellen Arbeitsbereich eigentlich gar keine Ahnung haben.
Das ist erst einmal positiv, da offen und ehrlich. Die Karten sind offen auf dem Tisch. Falschen Erwartungen ist vorgebeugt. Und wenn der oder die Neue es richtig angeht, selber dafür sorgt, dass er die fachlichen Basics bekommt, dabei im Idealfall sogar das Team miteinbezieht, dann kann das sogar eine richtig gute Sache werden, bei der alle gemeinsam lernen und sich weiterentwickeln.
Damit sollte dieser Blog-Artikel eigentlich abgeschlossen sein. Allerdings …
… habe ich auch schon den folgenden Nachsatz gehört. „Ich bin aber auch der Meinung, dass ich als Manager der Abteilung das Fachwissen gar nicht brauche.“
… … …
Aua!
Was denken Sie, wie sich das in den Ohren Ihrer (neuen) Teammitglieder anhört? „Dem ist es vollkommen, worum es hier geht und was wir machen.“ „Hauptsache managen.“ „Das hier ist nur ein Trittbrett auf ihrer Karriereleiter.“ Was für eine vertane Chance. Offen zuzugeben, dass man etwas nicht weiß, kann etwas sehr gutes sein. Ignoranz nicht.
Es ist einer der verhängnisvollsten Mythen der modernen Businesskultur, dass ein Teamleiter angeblich keine Fachkenntnisse in seinem Bereich braucht. Die Fehleinschätzung „Ein guter Manager kann alles managen“ verursacht belegbar in vielen Unternehmen Jahr für Jahr Mehrkosten und Produktivitätseinbussen … durch zwangsläufige Fehlentscheidungen und Führungsfehler.
Und trotzdem ist der Mythos nicht tot zu kriegen. Nun ja, wahrscheinlich auch, weil die Betroffenen am stärksten an diesen daran glauben und es mit großer Hartnäckigkeit nimmermüde unters Volk streuen. Schließlich müssen sie permanent – auch vor sich selber – ihre eigene berufliche Existenz rechtfertigen.
Nein, das hier ist kein MBA-Bashing! Es gibt sehr viele sehr gute Betriebswirtschaftler, die sich engagiert um das ergänzende Branchen- oder Bereichs-Fachwissen kümmern. Weil Sie den von mir anfangs genannten Selbstanspruch teilen.
Falls Sie sich jedoch zu den Betroffenen zählen, verzeihen Sie mir bitte meine unverblümte Offenheit. Es ist nicht persönlich gemeint. Aber meiner Meinung nach ist ein Manager (oder eine Managerin), der denkt er brauche Fachwissen nicht, im besten Fall inkompetent (= lösbar), und im schlimmsten ignorant (= kaum lösbar).
First publication by VELTENSicht blog
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