
Warum ziehen Sie sich dann so an?
OK, was ich jetzt sage, gilt vor allem für Mitarbeiter von Industrieunternehmen, die regelmäßig und eng mit Wissenschaftlern an Universitäten und akademischen Institutionen zusammenarbeiten. In meinem Fall beispielsweise forschenden Molekularbiologen, Biochemikern und Klinikern.
Da kommt man auf diverse Veranstaltungen, Treffen und Konferenzen der Scientific Community … und meine Kollegen diverser Unternehmen erkennt man bereits auf 1 km Distanz. Wie Pinguine in der Sahara. Schwarzer, maximal dunkelblauer Frack mit Schlips, zugeknöpft wie anno Lehrer Lämpel.
Für diejenigen, denen es bisher vielleicht noch nicht aufgefallen sein sollte, Forscher laufen in der Regel nicht im schwarzen Anzug umher, sondern tendenziell eher freigeistig unkonventionell.
Dabei erzählen Industrie-Kollegen immer wieder, wie wichtig es für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit sei, auf Augenhöhe wahrgenommen und anerkannt zu werden. Äußerlichkeiten sind dabei leider nicht ganz unwichtig. Mein Äußeres sendet immer eine unterschwellige Botschaft. Und die Botschaft eines dunklen Anzuges mag innerhalb der Businesswelt durchaus positiv besetzt sein. Doch bei Wissenschaftlern eben nicht unbedingt, sorry für die Deutlichkeit.
Dabei ist es doch so einfach. Durch mein angepasstes Äußeres kann ich leichteren Zugang zu einem Menschen bekommen, erreiche ich einfacher die „Wellenlänge“, werde ich schneller als Gleichwertiger anerkannt, und werde im Ergebnis zielführendere Gespräche führen. Es wäre ein leichtfertiger Fehler, vielleicht sogar eine nicht besonders intelligente Form von Arroganz, dies zu ignorieren und nicht aktiv zu nutzen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich rede nicht davon, dass man sich schlecht anziehen soll. Ich muss die Messlatte nicht beim latschentragenden T-Shirt-Postdoc anlegen. Auch viele Wissenschaftler kleiden sich sehr seriös und stilvoll. Nur eben in der Regel nicht die dunkelfarbige, langweilige Industrieuniform, die vor allem Distanz schafft und nicht Nähe.
Wenn Sie jetzt sagen. Aber das machen doch alle so im dunklen Anzug! Dann frage ich: „ist das so?“ Oder fügen sich die Kollegen, die sich angepasst kleiden einfach mehr in die Community ein, sind näher drin und fallen weniger auf.
Wenn sie jetzt sagen, ich habe meinen Job doch schon immer im dunklen Anzug gemacht, und ich habe durchaus Erfolg. Ja, OK. Aber ich würde Sie gerne einladen, es einfach mal zu probieren mit der „zielgruppenangepassten Kleidung“.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie sehr positiv überrascht wären.
Haben Sie Mut zur Veränderung! Es lohnt sich.
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