Narzisstischer Chef – Was tun?

Jeder von uns kennt einen. Einige von uns hatten sogar schon einmal einen. Aber keiner wünscht sich einen. Einen narzisstischen Vorgesetzten.

Narzisstische Chefs sind nicht nur anstrengend und demotivierend, ihre Ergebnisse, Leistungen und Erfolge sind auch bekanntermaßen eher unterdurchschnittlich. Und sie handeln oft nicht so, wie es für das Team oder das Unternehmen gut wäre, sondern orientieren sich primär an der eigenen Außenwirkung und Erfolg.

Aber wie geht man mit so einem um, wenn man ihn sich gefangen hat?

Ist mein Chef ein Narziss?

Lassen Sie uns erst einmal klären, ob Sie tatsächlich Betroffener sind und in unsere kleine Selbsthilfegruppe gehören. Es ist common sense, dass sich narzisstische Manager durch eine Reihe von charakteristischen Eigenschaften auszeichnen:

  1. er hat ein übersteigertes Selbstbewusstsein  … OK, das ist relativ
  2. wirkt arrogant und selbstgefällig
  3. ist primär machtorientiert
  4. Schein ist ihm wichtiger als Sein
  5. Selbstkritik ist ihm fremd
  6. fällt nicht durch Mitgefühl auf
  7. dominiert Diskussionen
  8. kann keine Kompromisse
  9. macht andere regelmäßig klein
  10. sein Lieblingswort = „Ich“

Falls die meisten Punkte zutreffen, sind sie zumindest in der Risikogruppe. Dies heißt jetzt allerdings nicht, dass jeder Chef, den man darin wiedererkennen mag, zwangsläufig ein Narziss ist. Aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich erhöht.

Aber was tun, wenn mein Chef tatsächlich ein Narziss ist? Je nach Charakter gibt es unterschiedliche Ansätze …

Strategie 1 – Auf der Sachebene bleiben

Oh je. Netter Versuch. Es gibt nur ein Problem. Ihr narzisstischer Chef ist nie auf der Sachebene, dort werden Sie ihn nicht erreichen. Er ist in einem ganz anderen „Stockwerk“. Ihm geht nie um die Sache oder um Fakten, sondern immer ausschliesslich um sich selber. Fakten, die ihm dienen, nutzt er. Fakten, die ihm nicht nutzen, ignoriert oder leugnet er.

Strategie 2 – Ich erzieh‘ ihn mir

Das funktioniert schon mit nicht-narzisstischen Menschen nicht immer. Und mit einem Narziss überhaupt gar nicht. Sparen Sie sich zwangsläufigen Frust und Enttäuschung. Lernen setzt Lernbereitschaft und -willigkeit voraus. Und die hat der Narziss nicht. Er weiss und kann ja schon alles (zumindest geht er fest davon aus).

Strategie 3 – Auf sein Scheitern spekulieren

Manche lassen sich auf ein gewagtes Spiel ein. Sie gehen davon aus, dass früher oder später doch jemand erkennen müsse, dass Ihr Vorgesetzter nur ein Schaumschläger ist bzw. wer wirklich die Arbeit macht.

Das mag in einer idealen Welt so sein. Aber wir leben nicht in einer idealen Welt. Seien Sie sich bewusst, dass der Narziss ein Meister im Täuschen und in der Selbstdarstellung ist. Und er hat in der Regel bevorzugten wenn nicht sogar exklusiven Zugang zur nächsthöheren Entscheiderebene.

Im Windschatten des narzisstischen Chefs gibt es eigentlich nur Verlierer. Daher würde ich persönlich von dieser Strategie abraten.

Strategie 4 – Aussitzen

Warum nicht einen narzisstischen Chef aussitzen? Beispielsweise liegt in vielen großen Pharmaunternehmen die durchschnittliche Aufenthaltszeit eines Mittelmanagers in einer konkreten Position bei überschaubaren 2 Jahren. Und narzisstische Chefs sind ohnehin in der Regel Hubschrauber-Manager (fliegen ein, machen viel Wind, fliegen wieder aus). Früher oder später ist er also ohnehin wieder weg. In der Zwischenzeit macht man einfach seine  – also: Ihre und seine – Arbeit und geht dem Vorgesetzten weitestgehend aus dem Weg. Wegducken und Aussitzen.

Allerdings sollten Sie akzeptieren, dass im Fall von Misserfolgen und Problemen Sie schuld sein werden, während sich Ihr Chef Erfolge und Fortschritte an die eigene Brust heften wird. Sie haben die Arbeit, er kassiert die Lorbeeren. Wenn Sie damit umgehen können, kann Aussitzen eine mittelfristige Option sein.

Strategie 5 – Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht

Unter Abwägung wechselseitiger Vor- und Nachteile ist die sinnvollste Alternative zu einem narzisstischen Chef … ein neuer Job. Vor allem, wenn Sie lösungs- und erfolgsorientiert sind oder selber weiterkommen möchten. Oder beides.

Ja, ein Wechsel nervt, kostet Energie, bring Unruhe ins Leben … aber tut das der narzisstische Chef nicht auch? Der Unterschied ist: der Narziss zieht Sie runter, hält Sie klein und zurück … ein erfolgreicher Wechsel dagegen ist vorwärts gerichtet und hat das Potenzial, Sie weiterzubringen.

Warum also wertvolle Lebenszeit an einen zwangsläufig niedrigperformanten Vorgesetzten verschwenden statt etwas Besseres daraus zu machen? Warum Ihre Kraft und Leistung vergeuden? Nehmen Sie das Heft selbst in die Hand.

Fazit

Mittelfristig kann das Aussitzen eines narzisstischen Chefs eine Option sein.Wirklich zielführend und zufrieden stellend ist jedoch wohl nur ein proaktiver Stellenwechsel.

Egal für welche Strategie Sie sich persönlich entscheiden. Eines sollten Sie niemals tun … Ihren narzisstischen Chef infrage stellen. Selbst mit der konstruktivsten und diplomatischst formulierten Kritik können narzisstische Vorgesetzte nicht umgehen. Sie werden die unangenehme Erfahrung machen, dass Ihre positiven Ansätze persönlich genommen und als beleidigend empfunden werden. Denken Sie daran, narzisstische Chefs sind vor allem auf sich selber ausgerichtet und nicht auf die Sache.

 


 

P.S.: Sorry, meine Damen, aber es gibt leider auch narzisstische Managerinnen und Chefinnen. Wie Sie aber am vorangegangenen Satz leicht sehen konnten, habe ich mich (alleine) aus Gründen der besseren Lesbarkeit entschieden, auf textliches gender mainstreaming und equal mentioning zu verzichten. Die verwendete  maskuline Form sollte jedoch nicht als einseitig männliche Orientierung der Problematik fehlinterpretiert werden.

 


 

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