Einfache Antwort:
Hör auf zu suchen!
Ich treffe immer wieder Menschen, die eine geniale Geschäftsidee suchen, mit der sie sich erfolgreich selbständig machen wollen. Dann höre ich Vorstellungen wie diese …
„Um erfolgreich zu sein, darf niemand sonst sollte vorher dieselbe Geschäftsidee gehabt haben. Es muss etwas Neues, Exklusives sein.“
Ist das so?
„Und diese Geschäftsidee muss etwas Besonderes sein, etwas Umwerfendes, ein echter Knaller!“
Ist das so?
„Und überhaupt. Wenn man dann denkt, eine umwerfende und exklusive neue Geschäftsidee zu haben, dann muss aber auch alles passen. Da muss die optimale Ausrüstung her, da darf nichts fehlen, nur das Beste vom Besten, da muss alles perfekt ausgestattet sein, bevor man startet. Sonst wird das nichts.“
Ist das so???
Meine ketzerischen Nachfragen lassen ja schon ahnen, dass ich diese Pseudoweisheiten definitiv nicht teile. Interessanterweise kenne ich Gedanken, wie die obigen, vor allem von Menschen, die von der Selbständigkeit träumen … aber den Schritt dann doch nicht gehen.
Aber was unterscheidet den erfolgreichen Gründer von Träumer?
Wie war es bei mir?
Als ich Ende der 90er meine eigenes kleines aber feines Unternehmen gründete, war ich jung und naiv. Ja, ich hatte – unterstützt von einer Unternehmensberaterin – einen Businessplan erstellt (der sich rückblickend als reine Theorie und Fiktion herausstellte, aber das ist eine andere Geschichte). Aber einen echten Plan hatte ich nicht wirklich. Mein erstes „Büro“ war ein feuchter Kellerraum, mein erster „Chefsessel“ eine billige, wirbelsäulenzerstörende Holzkonstruktion, meine erstes Arbeitsgerät ein älterer aber vorhandener PC, und die Kabel für die Interverbindung meines „innovatives Onlinebusiness“ hatte ich quasi selber gelötet (als Biologe!). Meine erste Mitarbeiterin sass am selben Schreibtisch wie ich. Lieferanten und Kunden empfing ich im Wohnzimmer (und überhaupt nur, wenn es sich nicht vermeiden lies).
Pseudoweisheiten-Check für meine eigene Gründungssituation
Also, wie sah es für meine Situation damals aus …
„Um erfolgreich zu sein, darf niemand sonst sollte vorher dieselbe Geschäftsidee gehabt haben. Es muss etwas Neues, Exklusives sein.“
Meine Geschäftsidee war nicht so neu und innovativ, wie ich es anfangs in meinem jugendlichen Leichtsinn gedacht hatte. Nach und nach fand ich heraus, dass ich in eine Nischenbranche vorstiess, in der sich durchaus bereits gute und erfolgreiche Dienstleister eingerichtet hatten.
„Und diese Geschäftsidee muss etwas Besonderes sein, etwas Umwerfendes, ein echter Knaller!“
Tatsächlich fanden auch viele von mir anfangs angesprochene, potenziellen Kunden die Dienstleistung weniger umwerfend als ich selber.
„Und überhaupt. Wenn man dann denkt, eine umwerfende und exklusive neue Geschäftsidee zu haben, dann muss aber auch alles passen. Da muss die optimale Ausrüstung her, da darf nichts fehlen, nur das Beste vom Besten, da muss alles perfekt ausgestattet sein, bevor man startet. Sonst wird das nichts.“
Last not least, startete ich definitiv mit suboptimalen Mitteln (s.o.).
Von anderen erfolgreichen Gründern hörte ich im Laufe der Jahre übrigens ähnliche Geschichten, wie Ihr Start aussah.
Doch was sicherte damals meinen gelungenen Start und anschließend fast 10 Jahre erfolgreicher Geschäftstätigkeit?
Meiner ganz persönlichen Meinung nach gab es einen entscheidenden Faktor:
Ich legte einfach los! Ich wollte es und fing einfach an zu arbeiten. Ich tat, worin ich gut war und woran ich Spass hatte.
Ich will jetzt keinen platten ‚Konfuzius-sagt‘ Spruch bemühen, aber es ist schon so:
Jeder Weg fängt mit einem ersten Schritt an.
Selbstredend schadet es nicht, innovative Ideen zu haben und planen zu können. Die 10 Jahre waren auch das Ergebnis von konsequentem Aufbauen, vorausschauendem Handeln und der Fähigkeit, neue Geschäftsfelder entwickeln zu können.
Aber meiner Erfahrung und Beobachtung nach ist Erfolg vor allem das Ergebnis der Tat. Und dass man etwas tut, dass man gut kann, dass man zusätzlich liebt, was man tut, und von dem man selber begeistert ist.
Wichtig ist, nicht etwas hinterher zu träumen, sondern es einfach zu tun. Unternehmer sein heißt, etwas zu unternehmen, zu handeln.
Diese Liebe und Begeisterung wirken ansteckend, auf Kunden und Kooperationspartner. Sie wirken sich auf die Qualität dessen aus, was man liefert. Und sie helfen in Zeiten, wenn es mal nicht so gut läuft.
Wenn da am Anfang nicht alles perfekt ist und man erst einmal nur mit einfachen Mitteln arbeitet .. macht nichts! Wenn es mit begrenzten Möglichkeiten funktioniert, dann wird es später mit optimierten Mitteln umso besser funktionieren.
Außerdem ist ein Start mit einfachen Mitteln eine effiziente Methode, herauszufinden, wie das Produkt bzw. die Dienstleistung der Geschäftsidee vom Markt angenommen werden. Wie potenzielle Kunden darauf reagieren. Anstatt grössere Anfangs-Investitionen zu versenken, wenn eine konkrete Geschäftsidee doch nicht so funktioniert wie gedacht. Übrigens bevorzugen auch Kapitalgeber (die man üblicherweise für die großen Investitionen oder ein Upscaling braucht) solche Gründer, die schon mit Ihrem Produkt bzw. Dienstleistung auf dem Markt sind und in kleinerem Maßstab bereits bewiesen haben, dass es zahlungswillige Kunden gibt.
Realitätscheck der Gründungsträumer-Pseudoweisheiten
Ich will schließen mit einem kleinen Realitätscheck der anfangs wiedergegebenen Pseudoweisheiten …
„Um erfolgreich zu sein, darf niemand sonst sollte vorher dieselbe Geschäftsidee gehabt haben. Es muss etwas Neues, Exklusives sein.“
Nein! Konkurrenz belebt das Geschäft. Und wenn es Konkurrenten gibt, dann gibt es dort auch etwas zu verdienen. Arbeite daran, wie Du Dich von den Anderen abgrenzt!
„Und diese Geschäftsidee muss etwas Besonderes sein, etwas Umwerfendes, ein echter Knaller!“
Nein! Die Idee sollte zu allererst Dich begeistern, Dich motivieren, Dir Spass machen.
„Und überhaupt. Wenn man dann denkt, eine umwerfende und exklusive neue Geschäftsidee zu haben, dann muss aber auch alles passen. Da muss die optimale Ausrüstung her, da darf nichts fehlen, nur das Beste vom Besten, da muss alles perfekt ausgestattet sein, bevor man startet. Sonst wird das nichts.“
Nein! Fang an! Leg los! Tu, worin Du gut bist. Du willst etwas aufbauen und nicht träumen.
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